Reden ist Gold

Eine Rede vor Publikum anschaulich und unterhaltsam zu gestalten, kann jeder und jedem von uns gelingen. Was es dabei zu beachten gilt, verrät Rednertrainer Michael Oefner Lea Mäder, die beim Verlag SKV für die digitale Kommunikation zuständig ist.

  • 13. November 2020, 10:00
  • Beruf und Bildung

Da ich keine geübte Rednerin bin, habe ich vor einem Auftritt Lampenfieber. Gibt es Tipps und Tricks, was ich dagegen tun könnte?

Wichtig ist zunächst einmal, das Lampenfieber zu akzeptieren. Es schleicht sich ein – wie Wespen, die beim Barbecue angezogen werden – und wenn ich es als gegeben hinnehme, ist bereits der bedeutendste Schritt nach vorne getan. Was konkret dagegen hilft, ist, den Anfang einer Rede oder eines Vortrags gut einzustudieren. Es vermittelt dir als Rednerin Sicherheit, wenn du nach den ersten Sätzen merkst, dass es gut geht. Was ebenfalls hilft: vor der Rede zwei- bis dreimal tief durchatmen.

Welches sind die «Todsünden», die bei einem Auftritt unbedingt zu vermeiden sind?

Das Schlimmste ist, langweilig zu sein! Wie sagte Mark Twain einst so treffend: «Die schlimmste aller Todesarten ist es, zu Tode geredet zu werden.» Wenn man langweilig ist, kann das Publikum zwar gut schlafen, aber das ist ja nicht das Ziel. Ich selbst bin ein schlechter Zuhörer, darum frage ich mich vor jedem meiner Auftritte: «Würde ich mir selbst zuhören wollen? Würde ich das, was ich zu erzählen habe, spannend finden?» Falls nicht, dann muss ich mein Publikum verschonen. Also: spannend bleiben!

Mit welchen rhetorischen Mitteln gewinne ich das Publikum am einfachsten für mich?

Bei rhetorischen Mitteln ist es wie in der Küche: Es sind nicht nur die Nährwerte, die bei einem Essen zählen, sondern es zählt auch, wie raffiniert ich dieses zubereite. Darum ist für mich die Spannung wichtig: Wir brauchen einen spannenden Einstieg, wir sollten auch während des Vortrags immer wieder einen spannenden Moment einfügen und wir müssen motiviert sein! Wer motiviert ist, in dem brennt ein Feuer, und dieses kann auf das Publikum überspringen. Darum: Motivation und Spannung braucht's unbedingt!

Wie wichtig ist die nonverbale Kommunikation?

Sehr wichtig. Man kann sich auf zwei Dinge konzentrieren. Das erste Kriterium ist der Blickkontakt, dadurch wirkt man stark; das zweite ist die Freundlichkeit. Die Chinesen behaupten, wer kein freundliches Gesicht habe, der solle auch kein Geschäft eröffnen. Dem ist hinzuzufügen, dass das Publikum dies auch erwarten darf. Wer freundlich und motiviert ist, hat eine positive Körpersprache.

Ich habe ganz kurzfristig einen Auftrag für eine Begrüssungsrede bekommen. Wie kann ich mich als Ungeübte in kürzester Zeit darauf vorbereiten, und welche möglichen Stolpersteine gibt es?

Ich habe einmal einen treffenden Spruch aufgegabelt, der folgendermassen lautet: «Für eine geniale Rede braucht es einen Superanfang, einen Superschluss und möglichst wenig dazwischen.». Genau daran können wir uns orientieren. Einen guten Einstieg ausdenken, danach nicht zu breit werden und sauber abschliessen.

Gibt es wirkungsvolle Übungen für den Auftritt vor Publikum?

Es ist wichtig, überhaupt zu üben. Man sollte sich seine vorbereiteten Inhalte selbst einige Male laut vorsprechen. Und vor allem: jede Chance für einen Auftritt nutzen. Und nicht dem Kollegen oder der Kollegin den Vortritt lassen. Denn jeder Auftritt bietet eine Chance, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Darum mein Tipp: Nutze jede Chance, ein paar Worte vor Publikum zu sagen.

Wie reagiere ich, wenn während meines Auftritts ein Handy klingelt?

Am besten gar nicht reagieren. Denn wenn man darauf reagiert, kann die Situation nur noch peinlicher werden.

Wenn wir schon bei der Technologie sind: Was ist anders, wenn ich meine Präsentation online halte? Was muss ich bei der Vorbereitung beachten?

Es ist schlussendlich gar nicht so viel anders, als teilweise geglaubt wird. Am Ende sind es ja in beiden Fällen Menschen, egal ob wir diese nun an einem Bildschirm oder live im Raum sehen. Elementar ist, dass wir überzeugend auftreten. Darum sind gute Gedanken wichtig. Wir müssen uns nicht hinter Zahlen, Daten und Fakten verstecken und diese einblenden und ins Zentrum rücken. Viel wichtiger ist es, zu reden, zu erzählen, das Publikum direkt anzusprechen. Das gilt auch für den virtuellen Raum.

Wie verhalte ich mich, wenn während oder nach meiner Präsentation Fragen gestellt werden, die ich nicht beantworten kann?

Sei offen und ehrlich. Wenn man zugeben kann, dass man die Antwort gerade nicht weiss, aber verspricht, sich darum zu kümmern und sie nachzureichen, wirkt das sympathisch. Vermeiden sollte man Floskeln wie «Das ist eine gute Frage». Erstens müssen wir die Frage nicht qualifizieren und zweitens ist das immer ein Zeichen, dass man absolut keinen Plan hat. Entweder man kann eine Frage beantworten oder eben nicht, und dann reicht man sie nach.

Ich muss immer mal wieder Präsentationen vor Publikum halten. Welches sind die wichtigsten Tipps, die ich als Anfänger beachten muss, damit ich beim Publikum gut ankomme?

Wichtig ist – auch wenn ich vielleicht nicht allzu viel Erfahrung als Redner oder Rednerin habe –, dass ich mir Gedanken darüber mache, was spannend wirken könnte. Hab Mut, nicht gewöhnlich zu sein – denn wenn wir gewöhnlich sind, fallen wir nicht auf, und genau das wollen wir ja. Man soll uns sehen, unsere Gedanken mitbekommen; wir möchten ja beeinflussen. Zusätzlich gilt, in die Präsentation nicht zu viel hineinzupacken. Weniger ist mehr oder anders ausgedrückt: «Reduce to the max». Denn wenn wir unsere Gedanken kurz und knapp ausformulieren, hat das Publikum auch die Chance, sie aufzunehmen.

Michael Oefner, du hast den Praxis-Leitfaden «In 20 Schritten zum Redeprofi» geschrieben. Es gibt eine Menge Bücher zu diesem Thema. Wie unterscheidet sich dein Ratgeber von den anderen?

Mein Buch zeigt auf, wie eine gute Rede funktioniert: kurz und bündig, witzig und lehrreich. Wer sich davon angesprochen fühlt, ist damit sicher sehr gut bedient.

Zum Ratgeber «In 20 Schritten zum Redeprofi»

Michael Oefner

Michael Oefner ist Rednertrainer, Kommunikationscoach und Ghostwriter. Seine berufliche Laufbahn begann mit einer kaufmännischen Ausbildung. Nach einem Sprachaufenthalt in England arbeitete er für verschiedene Schweizer Firmen in den Bereichen Verkauf, Marketing und Event Management.
Heute verhilft Michael Oefner als Geschäftsführer der TALKtrainer GmbH (www.talktrainer.ch) seinen Kunden zu den richtigen Worten und zu einem überzeugenden Auftreten.

Kommentare

Storytelling, Auftrittskompetenz, Rhetorik - mehr denn je gefragt, an Präsenzveranstaltungen genauso wie in Webinaren und dergleichen! Da bin ich voll Deiner Meinung! Und: Da hat man nie ausgelernt. Nie!