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Intrinsische Motivation von Lernenden

Wer kennt dies nicht? Draussen regnets, aber man sollte unbedingt noch mit dem Hund Gassi gehen. Oder: Man hat sich vorgenommen, dreimal in der Woche im Fitness-Studio zu trainieren, aber immer kommt etwas dazwischen. Die Motivation respektive der innere Antrieb oder Ansporn spielt in unserem Alltag eine wichtige Rolle. Ohne Motivation klappt alles nur halb so gut – oder auch gar nicht.

Fit 4 KV-Reform 2023

Wenn wir wissen, wieso wir tun, was wir tun (Sinnhaftigkeit), dieses Tun interessant finden (Interesse) und es für uns als Mehrwert (eigene Werte) empfinden, fällt es uns auch leicht, die uns hemmenden Barrieren zu durchbrechen und Dinge mit Freude (Lust & Spass) anzupacken. Diese vier Elemente sind bei der intrinsischen Motivation zentral. Sie müssen von uns selbst kommen und nicht durch externe Faktoren wie zum Beispiel sozialen Status, Macht, Reichtum oder Zugehörigkeit beeinflusst werden.

Stellen wir uns also vor, dass uns die intrinsische Motivation auch in Bezug auf das Lernen antreibt, unser Bestes zu leisten, weil wir unsere eigene Vision verfolgen und dadurch dem (lebenslangen) Lernen einen Sinn geben. Nun gibt es auch Lernende, die ihren Sinn noch nicht gefunden haben. Zu oft hört man den Satz «Ich lerne das, weil mir meine Lehrperson dies aufgetragen hat». Viel Wissen wird angegangen, ohne zu wissen, weshalb oder wofür. Dies wiederum begünstigt die persönliche Motivation nur sehr selten.

Intrinsische Motivation fördern

Wie also können wir ein Lernumfeld schaffen, in welchem sich die Lernenden aus Eigenantrieb Wissen aneignen? Im Netz gibt es dazu viele Tipps. Einige davon haben wir für Sie zusammengestellt:

Tipp 1  Gute Stimmung
Wenn man sich in Stimmung bringt, um Neues zu erlernen, begünstigt dies die Motivation. Sorgen Sie also dafür, dass die Lernenden beim Einstieg in ein neues Thema zum Beispiel ein lustiges oder spannendes Video anschauen oder sich ein passendes Lied anhören.

Tipp 2  Suche nach dem Sinn
Fragen Sie sich – mit Ihren Lernenden zusammen –, welcher Sinn sich hinter einer Aufgabe oder der zu lernenden Theorie verbirgt. Spinnen Sie zum Beispiel Parallelen zum Alltag der Lernenden, so dass sie den Wissensstoff als hilfreich ansehen. Dies wiederum erhöht die Motivation.

Tipp 3  Aufteilen der Aufgabe
Zerlegen Sie die Aufgabe in kleine Teile, was die Hürden zum Ziel kleiner erscheinen lässt. Dadurch gelingt die Abarbeitung der Aufträge leichter, da man mit kleinen Portionen (wie zum Beispiel den einzelnen Sprints im eduScrum) effizienter vorankommt. Zusätzlich motiviert es, wenn man Kleinaufträge als erledigt kennzeichnen kann.

Tipp 4  Atmosphäre schaffen
Schaffen Sie eine gute, positive und lernbegünstigende Arbeitsatmosphäre. Diese fördert die Motivation und unterstützt bei der Erarbeitung von neuem Wissen.

Tipp 5  Autonomie fördern
Wenn sich die Lernenden im eigenen Lerntempo neues Wissen aneignen können, so begünstigt dies durch den eigenen Handlungsspielraum die Motivation.

Es gibt bekanntlich viele Wege, die nach Rom führen. Probieren Sie einige davon aus und finden Sie heraus, welche davon Ihre Lernenden motivieren. Viel Spass dabei!

Inside

Motivation und Raum

Drei Beispiele neuer Bildungsräume – und wie sie Lernmotivation schaffen

Die intrinsische Motivation ist der eigene innere Antrieb, der in einem selbst entsteht. Gleichzeitig wissen wir alle, dass sich der externe Faktor «Umgebung» entscheidend auf die Motivation auswirkt. Wir zeigen drei innovative Schulen, die der inneren Lernmotivation bewusst Raum geben.

Die WKS in Bern hat für ihr BGSOL-Projekt ein ganzes Stockwerk in einen Co-Working-Space umgestaltet – in erster Linie, um neue Lern- und Unterrichtsformen überhaupt denkbar und möglich zu machen. Dabei unterstützt die Anordnung des Mobiliars auch die Entwicklung des Eigenantriebs: An den langen Holztisch, an dem oft Lehrpersonen anzutreffen sind, müssen sich die Lernenden selbst hinbegeben, um Unterstützung anzufordern. Anderswo im Raum gibt es Nischen und Rückzugsorte am Fenster, wo die Lernenden unter sich sind und ihre Aufträge autonom bearbeiten.

Ebenfalls auf neuen Raum setzt die Neue Stadtschule St.Gallen. Rund 60 Lernende bereiten sich in einer ehemaligen umgebauten neuapostolischen Kirche auf die eidgenössische Maturität vor. In der transparenten, offenen Architektur gibt es Ermöglichungs-, Angebots- und Förderungsräume. Robert Frattonder den Gestaltungsprozess der Räume pädagogisch begleitet hat, benennt als wichtige Leitideen den Aquarieneffekt und das Lernen durch die Adaption neuer Gedanken. Der Anteil neuer Gedanken beschränkt sich unter normalen Bedingungen täglich auf bescheidene 5 %. «Durch geeignete Umgebung können wir diesen Prozentsatz erhöhen.» Schwimmen die Fische immer im kleinen Aquarium, werden sie dort verharren, auch wenn man die Wände entfernt und sie im umgebenden grösseren Tank schwimmen lässt. Deshalb hat die Schule die Lernateliers auf die ganze Stadt erweitert – auf 21 ausserschulische Lernorte, an denen die Lernenden neue Interessen entwickeln können.

Nils und Hanna Landolt vom Lernhaus Sole sehen die intellektuelle Neugier als Grundantrieb, als wertvollstes Gut in Hinblick auf das Lernen. In den Glarner Alpen entsteht so derzeit eine Schule, in welcher der Mensch als entdeckendes Wesen im Zentrum steht. Das Haus soll zwar alles bereithalten, was die Neugier an Lernobjekten und Werkzeugen unterstützt, von Spielsachen über eine Bibliothek bis hin zum 3D-Drucker. Die Schule kann aber lediglich Rahmen und Einladung sein – die Verantwortung, zu entdecken und sich zu entwickeln, liegt bei jedem Lernenden selbst. Wie dies gelingen kann, lesen Sie im Buch «Mach’s einfach! Das neue Mindset und die neue Bildung», das kommenden Januar bei uns erscheinen wird.

Die Open-Space-Methode

Open Space bezeichnet eigentlich eine Methode zur Strukturierung von Konferenzen. Sie kann aber auch gut im Unterricht angewendet werden. Die Lehrperson führt zunächst in das Thema ein und «öffnet den Raum». Wer ein Anliegen zum Thema hat, kann dieses nun formulieren; alle Anliegen werden an einer grossen Wand gesammelt. Anschliessend geht es in die Marktplatz-Phase: Die Lernenden tragen sich bei den Anliegen ein, die sie interessieren. Gemeinsam werden die Anliegen dann priorisiert und gegebenenfalls zusammengelegt. 

In der Hauptphase werden von den Gruppen selbstorganisiert Lösungen erarbeitet und dokumentiert. Die Besonderheit des Open Space ist, dass jeder jederzeit die Gruppe wechseln darf. Wenn alle Gruppen ihre Workshops beendet haben, studieren die Lernenden die Ergebnisse der anderen und können Ergänzungen anbringen. So werden Erkenntnisse vernetzt und es entsteht ein konstruktiver Austausch.

Open Space für Schulklassen (Darstellung von Cornelia Hüsser)

3 Fragen an Dino Beerli, Gründer und CEO von Superloop Innovation

Kaum eine Generation hat je so viel Aufmerksamkeit von den Medien und (vermeintlichen) Experten erhalten wie die Generation Z. Wie kommt das? Ist diese junge Generation tatsächlich besonders oder spiegelt sich in ihr nur ein Zeitphänomen, das wir mittels ausufernder Aufmerksamkeit in den Griff bekommen wollen? Dino Beerli, Innovationsexperte und Mentor von Next-Generation-Talenten, gibt Auskunft.

1. Welche Besonderheiten zeichnen die Generation Z aus?

Die Generation Z, auch «Zoomer» genannt, sind je nach Definition zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen. Schon an dieser Zeitspanne zeigt sich, wie unpräzise mit dem Phänomen umgegangen und dass von «einer» homogenen Generation gesprochen wird. Jede Generation hat seine Subgruppen und -phänomene. Mich persönlich interessiert jene Gruppe, die einen hohen Tatendrang für eine bessere Welt aufweist.

Was man mit Sicherheit sagen kann: Diese Generation hat nie eine Welt ohne Internet erlebt. Und das Internet ist demokratisch. Ich kann mir als Nutzer jede Information beschaffen oder von mir preisgeben, die ich will. Ich muss weder Mama noch meinen Chef fragen, respektive kann mir auch niemand sagen, wie ich am schnellsten und effektivsten an mein Ziel komme. Und das zeigt sich tatsächlich am Verhalten der «Next Gen». Sie machen eher mal einfach, ohne grossen Plan und ohne zu fragen. Sie sind auch fähig, sich mitzuteilen, eine Meinung zu haben, und erachten Vielfalt als einen Mehrwert. Zudem scheint das Thema Nachhaltigkeit bei der Generation Z einen hohen Stellenwert zu haben. Ob dies ein rein egoistisches Anliegen ist im Sinne von «Don’t kill MY future», das sei dahingestellt. Diese Besonderheiten schätze ich an den Youngsters.

2. Welche Skills sollten junge Menschen in der heutigen Berufswelt vor allem beherrschen?

Zusammengefasst geht es um Selbstregulation oder Selbstführung. Junge (wie auch alte) Menschen sind gefordert, sich in einer schnellen und komplexen Welt zurechtzufinden und ihren Gedanken Taten folgen zu lassen. Das setzt voraus, dass man sich selbst kennt, sich selbst regulieren und führen kann. Das ist nicht easy, nicht einmal «Erwachsene» können das wirklich. Darauf aufbauend braucht es methodische Problemlösungs-Skills: Wie gehe ich agil an Problemstellungen heran, wie kann ich diese pragmatisch lösen? Design Thinking & Co. bieten da sicher eine Hilfestellung. Natürlich braucht es zunehmend digitale Skills. Aber in dem Bereich sind die Youngsters uns Oldies anyway weit voraus.

3. Welche Tipps würdest du Lehrpersonen oder auch Praxisbildnerinnen- und bildnern mitgeben, um ihre Lernenden während der Lehrzeit intrinsisch zu motivieren?

Gegenfrage: Können Lehrpersonen, die die neue Arbeitswelt nicht kennen, junge Menschen auf eben diese vorbereiten? Die zeitgenössische Aus- und Weiterbildung beginnt also bei den Lehrpersonen und Praxisbildnerinnen bzw. -bildnern selbst. Sie selbst sollten sich regelmässig den Realitäten der heutigen Arbeitswelt ausliefern, um am eigenen Leib zu erfahren, wie die heutige Welt tickt. Das ist herausfordernd, aber sehr spannend. Auch sollten sich Lehrpersonen kontinuierlich als Persönlichkeiten weiterentwickeln und an ihrer Selbstregulation arbeiten. Die positive Wirkung auf die Lernenden ergibt sich von selbst, denn – wie wir ja wissen – ist Erziehung = Beziehung.

Story

«Meine Tätigkeit bereitet mir Spass»

Valeria, Lernende im Verlag SKV, schätzt die Beziehung zu ihren Kundinnen und Kunden:

Mein Lehralltag ist geprägt von positiven Erlebnissen. Manchmal begegne ich allerdings auch weniger angenehmen Situationen, so z. B. wenn ein Kunde eine Bestellung falsch aufgegeben hat und sein Problem nicht selbstständig lösen kann. Dies ist für ihn frustrierend; er braucht ein offenes Ohr, eine Person, die Verständnis aufbringt und zuhört. Leider ist es nicht in allen Situationen immer möglich weiterzuhelfen, aber schon allein Verständnis zu zeigen macht für einen Kunden viel aus. Die besten Gespräche habe ich generell mit Leuten, mit denen ich mich identifizieren kann, manchmal lachen wir auch zusammen. So kann ich mich in Situationen besser einfühlen und eine passende Lösung anbieten. Es ist immer einfacher, jemanden zu verstehen, dessen Situation einem bekannt ist – das hilft mir im Berufsalltag enorm und motiviert mich gleichzeitig, mein Bestes zu geben.

Bei Sara, Praxisbildnerin von Valeria und langjährige Leiterin Kundenberatung & Vertrieb, lösen sinnhafte Arbeiten ein Glücksgefühl aus:

Meine intrinsische Motivation wird eindeutig geweckt, wenn unsere Bildungspartner und Kunden unsere Begeisterung, für die KV-Reform 2023 neue Lernwelten zu erschaffen, teilen. Positiv und wertschätzend reagieren sie z. B. auf unsere Lerngalaxie, auf modu:lab oder auch auf unsere Unternehmenskultur. Auf dem Weg in die «Bildungswelt von morgen» vertrauensvoll und engagiert im Team an einem Strang zu ziehen und dabei dieselben Etappenziele anzustreben, das motiviert mich stark und treibt mich an. Auch erhalten wir dank unserer gelebten Unternehmenskultur ausreichend Freiraum, um Ideen einzubringen, Kritik zu üben, zu experimentieren, uns gegenseitig zu fordern und zu fördern.

Dino Beerli

Dino Beerli ist Experte für Innovation und neue Arbeit. Der Gründer und CEO der Firma Superloop Innovation begleitet mit seinem Team Unternehmen bei menschenzentrierten Innovationsprojekten. Die Stärkung der Schweizer Innovationskompetenz ist Dino Beerli ein grosses Anliegen. Deshalb begeistert er regelmässig an Konferenzen als Keynote Speaker zu den Themen «Innovation und Zukunft Arbeit» und hat unter dem Titel «Geilzeitarbeit. Arbeit neu denken.» ein Innovation-Toolbook zum Thema Future of Work verfasst.

Das Engagement von Superloop Innovation geht noch weiter: Die Firma führt eigene CSR-Projekte im Bereich Bildung, soziale Innovation und kreative Jobgestaltung, die einen Mehrwert für Mensch und Gesellschaft leisten sollen. Dino Beerli studierte an der Universität Lausanne Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und an der Universität Zürich Angewandte Psychologie; er verfügt über eine endlose Liste an Weiterbildungen in den Bereichen Innovation, Projektmanagement und Organisationsentwicklung. Ausserdem ist er aktiver Bergsteiger und Outdoor-Sportler.

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