Der Online-Meeting-Knigge

Homeoffice, oh Homeoffice: Barfuss und ungekämmt am Morgen zum ersten Kaffee greifen und damit an den Computer schlurfen. Nur mal kurz die Mails checken und dann mit Schrecken feststellen, dass die Videokonferenz bereits in 10 Minuten beginnt. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel zeigt nichts Schönes: Die Haare müssen gebändigt, das Gesicht mit kaltem Wasser geweckt werden. Rasch in ein frisches Hemd schlüpfen und die Anzugsjacke darüber, dazu braucht es keine Hosen und keine Socken. Homeoffice kann ganz klar Vorteile haben.

  • 8. Mai 2020, 10:00
  • Beruf und Bildung

5 Tipps, wie Sie sich online in ein gutes Licht setzen

Wie überall gibt es auch im Homeoffice Stolperfallen. Diesen müssen Sie ausweichen, denn gut möglich, dass ein Teil der Online-Sitzungskultur nach der Lockerung fester Bestandteil unseres Arbeitslebens sein wird.

Tipp 1: Position vor Ihrem Bildschirm

Stellen Sie das iPad oder Notebook etwas erhöht vor sich auf, so dass Sie leicht von unten in die Kamera blicken können und kein störendes Doppelkinn ins Bild rutscht. Achten Sie auf einen neutralen Hintergrund: Hängt hinter Ihrem Rücken ein Diddl-Maus-Kalender, entfernen Sie ihn bitte, ebenso den Wäscheständer, sollte er sich ins Bild drängen. Wenn Sie es perfekt machen wollen, stellen Sie eine kleine Ringleuchte auf Ihren Tisch und lassen so Ihr Gesicht im besten Licht erscheinen. Die Kamera am Laptop minim mit etwas fettender Salbe zu behandeln, soll sich zwar als Weichzeichner (gut gegen Falten) eignen, doch ob die Kamera dies auf längere Zeit aushält, ist statistisch noch nicht belegt.

Tipp 2: Sitzungsregeln

Die grundsätzlichen Anstandsregeln aus der realen Welt gelten natürlich auch für die virtuellen Treffen, wobei vielleicht einzelne hiervon fast noch wichtiger sind: Wählen Sie sich lieber ein paar Minuten vor der vereinbarten Zeit zum virtuellen Meeting ein. Prüfen Sie, dass Sie Ihr Homeoffice in einem möglichst ruhigen Zimmer eingerichtet haben, ohne dass Ihre Kinder im Hintergrund streiten. Die Tonqualität ist in der Videokonferenz besonders wichtig. Schalten Sie auf stumm, wenn Sie nicht sprechen müssen, so minimieren Sie eventuelle Störgeräusche. Sind Sie der Sitzungsleiter, lassen Sie die Kollegen nicht minutenlang vor dem Bildschirm schmoren, bevor Sie sie ins Meeting lassen. Fängt dann die Sitzung ohne Verspätung an, fallen Sie dem anderen nicht ins Wort und nehmen Sie für sich nicht zu viele Sprechminuten in Anspruch. Ob die Videokameras ein- oder ausgeschaltet sind, sollte vorher geklärt werden und für alle gelten. Bei vielen Videosystemen werden Personen willkürlich nebeneinander aufgereiht. Eine strategisch gute Sitzordnung ist somit nicht möglich. Dafür wird das Fenster der Person, die spricht, grösser und sie wird noch mehr gesehen als die «Ruhigen». Also, je mehr Sprechminuten, desto präsenter sind Sie. Wie bei Präsenzsitzungen sollte der Sitzungsleiter «Vielschwatzer» bremsen und die «Ruhigen» aktiv einbeziehen.

Tipp 3: Technisches nicht vernachlässigen

Keinen Anfahrtsweg einplanen und nur einen Teil des Businessoutfits bügeln – auch das ist ein angenehmer Part des Homeoffice. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Sie dafür einen anderen Zeitfresser bändigen müssen: Die Technik! Genügend Bandbreite muss vorhanden sein, da Sie vielleicht nicht das einzige Mitglied in Ihrem Haushalt sind, welches derzeit Homeoffice betreibt. Wichtig ist ebenfalls, dass die Lautstärke Ihres Mikrofons gut eingestellt ist. Und sollten Sie – wie der amerikanische Präsidentschaftskandidat John Biden – aus dem Keller heraus senden wollen, dann prüfen Sie rechtzeitig, ob Sie dort unten überhaupt guten Empfang haben.

Tipp 4: Der Inhalt zählt – die Optik aber genauso

Seit Kurzem ist der Besuch beim Coiffeur wieder erlaubt. Auch ein Tattoo können Sie sich nun stechen lassen. Idealerweise nicht auf die Stirn. Ihre Erscheinung (zumindest der Teil, den die Kamera festhält) und Ihre Stimme unterstreichen den Inhalt Ihrer Worte. Sprechen Sie klar und deutlich und unterstreichen Sie durch Gestik und Mimik Ihre Botschaft. Passen Sie die Weite Ihrer Bewegungen dem Blickwinkel Ihrer Kamera an.

Tipp 5: Small Talk wird auch virtuell gebraucht

Wie bei physischen Sitzungen dürfen Sie mit Small Talk starten und enden. Eine Konferenz mit vielen Teilnehmenden kann schnell mal ausufern; ob es also passt, spüren Sie selbst. Sprechen Sie über Positives, welches trotz allem in dieser Zeit zu finden ist, darüber, dass Sie und alle Teilnehmenden gesund sind. Vielleicht haben Sie ein cooles Rezept oder einen Yoga-Tipp für die Katze.

Zum Schluss noch dies: Denken Sie an die Macht des Bildes. Ihre Kollegen könnten den Diddl hinter Ihnen länger in Erinnerung behalten als Ihre Worte. Schliesslich soll Ihr Image aus dem Homeoffice nicht nachhaltig Ihre Karriere zerstören.

Susanne Abplanalp

Als Geschäftsführerin von Training & Style (kniggetoday.ch) leitet Susanne Abplanalp seit Jahren Seminare und Workshops rund um moderne Umgangsformen, professionellen Auftritt und wertschätzendes Verhalten. Zu ihren Kunden zählen sowohl Privatpersonen als auch Unternehmer. Lernenden bis hin zum CEO vermittelt die ausgebildete Marketing-Fachfrau mit Abschluss in Management und Leadership, wie diese sich Kunden und dem Team gegenüber adäquat verhalten und mit ihrem Auftritt zum positiven Image des Unternehmens beitragen.