Sybille Sachs
Prof. Dr. Sybille Sachs ist Professorin für Betriebswirtschaft und Leiterin des Instituts für Strategisches Management: Stakeholder View an der HWZ. Daneben ist sie seit 2003 Titularprofessorin an der Universität Zürich, an welcher sie die Vorlesung «Business and Society» institutionalisiert hat. In der Rolle als wissenschaftliche Expertin unterstützt Sybille Sachs Unternehmen bei der Umsetzung in Management und Leadership. Sie hat mehrere Bücher publiziert, darunter «Stakeholder Engagement: Clinical Research Cases» mit Ed Freeman und Johanna Kujala, das 2017 im Verlag Springer erschienen ist, und «Beyond Leadership» mit Matthias Mölleney, 2019 erschienen im Verlag SKV.
- 24. April 2020, 10:00
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Entrepreneurship
Zirkuläre Ökonomie ist RRR: reduce, reuse and recycle
Die Vision RRR ist bekannt unter dem Begriff der zirkulären Ökonomie. Die Idee der zirkulären Ökonomie wurde 1990 vom britischen Wirtschaftswissenschaftler David Pearce eingebracht. Seit 2015 hat diese Auffassung von Ökonomie auch ständig an Bedeutung gewonnen. In der Politik hat sich die EU seit 2015 der Idee der zirkulären Ökonomie verschrieben und zahlreiche Massnahmenpakete verabschiedet. Auch die Schweiz hat sich bereits engagiert.
Ein Drittel des Essens wird weltweit weggeworfen
Vergangenen März habe ich an einer Konferenz der University of Tampere teilgenommen, an der die neuesten Ergebnisse aus einem nationalen finnischen Forschungsprojekt zum Thema Zirkuläre Ökonomie vorgestellt wurden. Ein prominentes Beispiel, welches von den Forschenden vorgestellt wurde, waren Lösungen zum Thema Foodwaste in der zirkulären Ökonomie. Bis anhin hat die technische Seite die Forschungsuntersuchungen dominiert, nun aber gewinnt die Veränderung des Business-Mindsets an Bedeutung. Unternehmungen sehen mit der Vision von RRR eine Möglichkeit, in einem unnachhaltigen System ihre eigenen Ineffizienzen auszumerzen. Die zirkuläre Ökonomie soll die neue Business-Logik werden. Die unternehmerischen Transformationsprozesse der Digitalisierung bieten dabei insofern eine Unterstützung, als diese Businessmodelle bereits effizienter sind und auf Zusammenarbeit setzen.
Da die Kreislaufbeziehungen in der zirkulären Ökonomie überschaubarer werden, wird es einfacher, die Vorteile, die sich durch eine Zusammenarbeit mit den Partnern ergeben, zu nutzen. Zusätzlich sollen nun aber möglichst wenig natürliche Ressourcen zum Einsatz kommen. Damit werden nicht nur immer weitere Möglichkeiten für den Kunden geschaffen, sondern es ist auch in unser aller Verantwortung, Ressourcen so wenig und so schonend wie möglich einzusetzen. Durch diese geschlossenen Kreisläufe soll auch eine Verlangsamung erreicht werden, die diametral zum hyperschnellen Wandel der Digitalisierung steht.
Für grosse Herausforderungen wie den weltweiten Foodwaste können nun aber gerade durch die zirkuläre Ökonomie Lösungen gefunden werden, die zur nachhaltigen Lebensqualität der Menschen wie auch zum nachhaltigen Schutz der Natur führen. Der Mindset der zirkulären Business-Logik schliesst den Ressourcenkreislauf und verlangsamt damit die Verwendung von natürlichen Ressourcen, indem das Essen neuverteilt oder wiederverkauft wird.
Mindset for Future
Gesucht sind in Zukunft Unternehmungen und Startups, die Foodwaste als Chance nutzen und ihn zum Ausgangspunkt für jene neuen Businessmodelle machen, die dem zirkulären Mindset von RRR entsprechen. Folgende Veränderungen des Mindsets sind dabei möglich:
- Rettung: Es werden Menschengruppen oder Naturbereiche gerettet. Dieser Mindset ist sehr emotional besetzt. Indem vor allem natürliche Ressourcen geschont werden, können die Kreisläufe verlangsamt und die Konsumenten umweltbewusster werden. Tischlein deck dich ist ein Beispiel dafür, indem nicht verkaufte Esswaren umverteilt werden.
- Sparsamkeit: Das Augenmerk ist nun auf die Verschleuderung von natürlichen Ressourcen gerichtet. In diesem Mindset geht es um die Verengung der Kreisläufe, die Konsumenten werden zu Ressourcen-Optimierern. Ein Beispiel ist co-kitchen, dass den Kunden ressourcenarmes Kochen nahebringt.
- Innovation: Es werden strukturelle Massnahmen getroffen, welche die ganze Wertschöpfung umstellt und langfristig ausrichtet. Die Multistakeholder-Inititative der Schweizer Fleischbranche Savoir-Faire ist ein Beispiel dafür.
Hoffnung für die Zukunft
Speziell hoffnungsvoll stimmt, dass gerade junge Mitarbeitende immer mehr auf eine Nachhaltigkeitsorientierung setzen, wenn sie sich für eine Unternehmung als Arbeitgeberin entscheiden. Die Arbeitgeberattraktivität ist somit auch ein wichtiges Argument für Unternehmungen, sich zukünftig vermehrt mit der zirkulären Ökonomie zu befassen. Die Fähigkeit zur Zusammenarbeit von Beyond Leadership hilft Unternehmungen auch für das Business for Future.